Der Girls Day im Blickpunkt

Landeskoordinator Rüdiger Dohse im Interview

Eigentlich können Mädchen und Frauen doch alles – und heutzutage können sie auch alles werden und alles erreichen. Beispiel: Die Nobelpreise für Frieden und Medizin gingen zuletzt an Malala Yousafzai und May-Britt Moser. Ob in der Wissenschaft, im Sport, in der Politik oder in Kunst und Kultur, überall gilt: ohne Frauen läuft nichts mehr.

Wozu da noch hierzulande einen „Girls Day“? Nachgefragt bei Rüdiger Dohse, Landeskoordinator des „Girls Day in M-V“ für den DGB Nord

„Das Interesse der Mädchen an technischen Berufen ist da…“

Frage: Herr Dohse, am 23. April gibt es wieder einen „Girls Day“… Wozu eigentlich? Die Frauen haben doch längst die Macht – nicht mehr nur „Zuhause“, sondern auch „da draußen“ in der Welt.

Rüdiger Dohse: Es ist sehr löblich, wenn Sie das so sehen. In Teilen gehe ich da durchaus mit. Die Wirklichkeit sieht in der Breite doch noch etwas anders aus. Wir, als flächendeckendes Projekt für den Kennenlern- bzw. Ersteinstieg der Mädchen von der 5. bis zur 12. Klassenstufe in männerdominierten Berufsfeldern, können selbstverständlich nur ein Baustein in der vielfältigen Angebotsliste der Berufsorientierungs-Maßnahmen sein.

fürs Gabelstaplerfahren begeistert: Teilnehmerin des Girls Day. (Foto: Rüdiger Dohse/DGB Nord)Dabei liegen wir mit unserer Arbeit nach wie vor gänzlich im gesellschaftlichen sowie politischen Interesse und machen so kontinuierlich auf unsere Mädchen als weibliche Nachwuchskräfte für noch männerdominierte Bereiche aufmerksam. Noch immer bleiben interessante berufliche Perspektiven ungenutzt, da sich unsere Mädchen – nach wie vor – auf klassisch weibliche Berufe im Dienstleistungs- und Servicebereich orientieren.

Im Ergebnis führt es dann dazu, dass attraktive Alternativen – mit deutlich besseren Einkommens- und Karriere-Chancen – nicht in den Vordergrund rücken. Es gibt jedoch für Mädchen und junge Frauen vielversprechende Alternativen. Speziell im technischen und IT- Bereich finden sich zahlreiche Ausbildungsberufe mit hervorragenden Beschäftigungs- und sehr guten Verdienstmöglichkeiten mit attraktiven Rahmenbedingungen. Leider werden sie von den Schülerinnen noch zu wenig nachgefragt. Deshalb werben wir mit dem Girls´ Day-Info-Stand auf Berufsmessen und appellieren an Schülerinnen, Eltern, Lehrer, Unternehmen und Institutionen, sich am Projekt zu beteiligen.

Frage: Wie sieht die Beschäftigungssituation der Frauen in M-V aus? Sind die typischen Frauen-Berufe noch immer in der Mehrzahl oder gibt es da inzwischen neue Entwicklungen?

Rüdiger Dohse: Diese Frage kann ihnen wahrscheinlich eher das Statistische Amt, die Agentur für Arbeit, die IHK oder die jeweiligen Handwerkskammern besser beantworten. Alle haben da ihre eigenen Statistiken – die wenigsten sind übrigens deckungsgleich. Der DGB versucht da kontinuierlich, diese Zahlenangaben in der Summe zu deuten. Zumeist wird auch im statistischen Bereich noch immer nicht nach Geschlechtern unterschieden. Wir sind also noch nicht so weit, wie Ihre anfänglichen Frauenbeispiele es aufzeigen sollten. Für unsere Projektanalyse endet der Entwicklungsweg der Mädchen leider zudem mit Absolvierung des Girls Day.

Was die Entwicklung unseres Projektes betrifft: Seit dem Start des Girls Day im Jahr 2002 konnten sich die Mädchen auf 42.000 Plätzen bei über 4.500 Veranstaltungen in Unternehmen selbst ein Bild machen. Der Mädchen-Zukunftstag ist bei den Schülerinnen sehr beliebt. Zu diesem Ergebnis kommt unsere letzte Befragung der Mädchen von 2013.
95 Prozent der Mädchen hat der Aktionstag sehr gut oder gut gefallen. Die Zufriedenheit der Mädchen ist seit dem Beginn der Erhebung (2003) kontinuierlich gestiegen. Des Weiteren können sich 36 Prozent der Mädchen vorstellen, in den Unternehmen oder den Organisationen, in denen sie den Girls Day erlebt haben, später ein Praktikum oder eine Ausbildung zu absolvieren.

Die Befragung belegt, dass der Girls Day die Schülerinnen tatsächlich dazu motiviert, technische, informationstechnische, handwerkliche oder naturwissenschaftliche Berufe zu ergreifen. Unsere Internetseite girlsday-mv.de hat täglich 25 bis 58 Zugriffe täglich (Insgesamt momentan 270194!). Dieses Interesse würde so mache Firma freuen!

Frage: Welche Aktionen wird es zum „Girls Day“ – von Schwerin via Rostock bis Greifswald – geben?

Rüdiger Dohse: Wie in jedem Jahr ist es in vielen Unternehmen schon zur Planungsgröße geworden, sich am Girls Day engagiert zu beteiligen. Das beginnt dann auch beispielhaft in der Glaserei Kosubek und Sweet Tec GmbH in Boizenburg/Elbe, der Papierfabrik in Neu Kaliß, bei der BRÜGGEN Fahrzeugwerk & Service Lübtheen, der Kunststoffe Schult und Sohn GmbH in Brüsewitz, dem Datenverarbeitungszentrum Schwerin, den Landtagsfraktionen der demokratischen Parteien, der Oberbürgermeisterin, dem Nestle Werk Schwerin und der Designschule, dem EGGER Werk Wismar und der Werft, der ABC Bau Rostock, dem Frauenhofer Institut, Handwerkskammer, bei tv Rostock und der ACTEMIUM Kavelstorf, bei Saint-Gobain Isover Lübz, bei Webasto Neubrandenburg, dem Automobil Service Schwaan, bei Metallbau Peters in Strasburg, der Tischlerei Witt auf Usedom, beim Leibnitz Institut Greifswald, der Verkehrsgesellschaft Rügen und im Verkehrsbetriebshof Ribnitz-Damgarten. Flächendeckend sind Institutionen und Behörden wie Bundespolizei, Polizeiinspektionen und Bundeswehr mit Veranstaltungen dabei.

Der Stand seit dem 13. April sind diesbezüglich 316 Veranstaltungen mit 2428 Plätzen. Aktuelles findet man auf girlsday-mv.de und auf „Facebook Girlsday MV“.
Zusätzlich stehen die Girls Day Angebote der anderen 15 Bundesländer auf girls-day-mv.de zur Verfügung.

Eine Auftaktveranstaltung des Landkreises Ludwigslust Parchim findet in Lübesse, im Speditionsunternehmen Theurer statt und die Auftaktveranstaltung für Mecklenburg Vorpommern ist im DVZ Schwerin. Beide Veranstaltungen werden traditionell medial begleitet. Am Girls Day präsentiert „Antenne M-V“ mit „Wetter-Werner“ im Morgen-Programm diesen wichtigen Tag der Mädchen.

Frage: Und wo bleiben die jungen und reiferen Männer? Welche Angebote gibt es für diese?

Rüdiger Dohse: Für unsere jungen Männer ab Klasse 5 bereiten wir den fünften “ Jungs-Tag MV“ am 14. Oktober vor. An diesem Tag bekommen diese dann die Gelegenheit zum Ausprobieren in der Altenpflege bis zum Kindergarten. Also alles ,was die Palette der Sozialberufe so hergibt. Interessante und zukunftsträchtige Arbeitsfelder des „Jungs- Tag MV“, der übrigens auch sehr gut angenommen wird (Infos jungstag-mv.de!).

Vielen Dank
Die Fragen stellte Marko Michels

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