Die Volley-Saison 2014/15 im Rückspiegel

Nachgefragt bei SSC-Spielerin Janine Völker


Kein Titel für den Schweriner Sportclub in der Saison 2014/15, trotz hoher Ansprüche und Ziele. Die Bilanz für den erfolgreichsten deutschen Volleyball-Verein: Platz drei bei der Deutschen Meisterschaft, Platz drei beim Europapokal und Viertelfinalist beim DVV-Pokal.

Die einen meinen, das sei zu wenig, die anderen loben die gezeigten Leistungen der Schweriner Volleyballerinnen. So waren die Spiele im Europapokal schon grandios. Von acht Spielen nur eines zu verlieren – und das gegen das ungemein starke Team von Bursa – spricht für sich. Auch in der Bundesliga gab es nur ganz wenige Hänger, oftmals wurde auf hohem Niveau agiert. Lediglich das DVV-Viertelfinale war vielleicht keine Glanzleistung, aber deswegen alles gleich negativ betrachten.

Dennoch darf gefragt werden, warum es 2014/15 trotz eines namhaften Kaders nicht gelang, in den entscheidenden Spielen die Nerven zu behalten? Fehlte eine „echte Führungsspielerin“, die die anderen auch mitreißen konnte? War die Stimmung im Team vielleicht zu gut, so dass in Drucksituationen die mentale Stärke fehlte? Konnte der Trainer das Maximum aus seinen Spielerinnen herausholen?

Janine Völker (Foto: SSC)Eine, die seit Jahren sehr gute Leistungen zeigt, ist SSC-Spielerin Janine Völker. Die gebürtige Crivitzerin, Jahrgang 1991, wurde bereits Jugend-Europameisterin 2007, Juniorinnen-Weltmeisterin 2009, Deutsche Meisterin 2011 und 2013 sowie DVV-Pokalsiegerin 2013.

Wie die 1,77 m große Libera die spielerischen „Höhen und Tiefen“, die Ergenisse auf und neben dem Spielfeld beurteilt, verriet sie uns im Interview.

„Eine titellose, aber keine schlechte Saison!“

Frage: Die vergangene Saison war für den SSC eine sehr ambivalente und leider titellose. Wie würden Sie diese beurteilen? Wie lautet Ihre Einschätzung?

Janine Völker: Es ist zwar leider eine titellose Saison – jedoch keinesfalls eine schlechte. Ich glaube auch die Fans, die immer bei uns in der Halle waren, konnten sehen, dass wir uns ständig weiter entwickelten. Im Pokal sagt man ja so schön, dass immer alles passieren kann. Und leider waren es nochmals die Stuttgarterinnen, die uns dort „einen Strich durch die Rechnung machten“.

Im Europapokal ist die Saison natürlich super gelaufen, insbesondere wenn man daran denkt, dass wir gegen den italienischen Ersten zweimal siegreich waren, obwohl wir doch eigentlich als klarer Außenseiter galten. Dass wir nun gegen Bursa, den späteren Sieger des Challenge-Cups, im Golden Set unterlagen, war am Anfang sehr enttäuschend, aber letztendlich erreichten wir mit einem sehr guten Gefühl und viel Leidenschaft das Halbfinale.

Ansonsten ist es letztendlich sehr schade, dass wir es nicht schafften, das Finale der deutschen Meisterschaft zu erreichen und zweimal in Fünf-Satz-Spielen an Stuttgart scheiterten.

Frage: Was waren für Sie persönlich die absoluten Höhepunkte der letzten Spielzeit?

Janine Völker: Es gibt nicht so richtig „die Höhepunkte“, gerade weil die jeweiligen Finalspiele nicht erreicht wurden. Aber, wenn unsere Halle ausverkauft war und man die positive Stimmung der Fans aufnehmen konnte, stellte sich ein super Gefühl ein. Spielerisch gesehen waren die Spiele gegen die Italienerinnen, die Türkinnen und natürlich die Spitzenspiele der Liga die Höhepunkte.

Frage: … und folgend die absoluten Tiefpunkte?

Janine Völker: Ich würde nicht sagen, dass es einen absoluten Tiefpunkt gab, vielleicht als wir drei Spiele im Dezember verloren hatten. Das waren jedoch auch gute Mannschaften und knappe Spiele.

Frage: Es gibt „Stimmen“, die meinen, dass das SSC-Team nach suboptimalen Spielen allgemein zu „freundlich“ beurteilt wird. Das Team sei dadurch zu schnell zu selbstzufrieden und arbeite daher nicht intensiv an sich weiter.

Janine Völker: Das habe ich noch nicht gehört und ich glaube nicht, dass so etwas von jemandem geäußert wurde, der weiß, dass wir zweimal täglich mehrere Stunden trainieren und jedes Wochenende unterwegs sind.

Frage: Das Team musste für die Saison erneuert werden, da einige Spielerinnen den Verein verließen – ähnlich wie schon ein Jahr zuvor… Fehlt dem SSC eine gewisse Beständigkeit an Leistungsträgerinnen? Oder sind Umfeld und berufliche Perspektiven in Schwerin nicht attraktiv genug?

Janine Völker: Im Profisport ist es „normal“, dass es eine Rotation gibt. Schwerin ist generell für Jüngere oder etwas Ältere sehr attraktiv, denn es gibt optimale Trainingsbedingungen, jedes Jahr das Ziel, um die Meisterschaft zu spielen und auch die Möglichkeit, sich international zu beweisen.

Frage: Läuft es mal nicht so, ist immer der Trainer der Schuldige – zumindest im Fußball. Wie ist das beim Frauen-Volleyball?

Janine Völker: Natürlich trägt der Trainer eine gewisse Verantwortung, denn er entscheidet ja über die Start-Aufstellungen oder ausgeführte Wechsel. Im Volleyball wird selten alles auf den Trainer geschoben.

Frage: Welche Lehren und Erkenntnis-Gewinne ziehen Sie aus dem letzten Jahr? Was sind Ihre nächsten Ziele?

Janine Völker: Ich habe mich persönlich weiter entwickeln können und bereite mich jetzt natürlich auf die nächste Saison vor, in der wir wieder ganz vorne mitspielen wollen.

Frage: Immer nur Volleyball wird es bei Ihnen auch nicht geben… Wie sieht das Leben einer Janine Völker abseits des Sports aus?

Janine Völker: Neben Volleyball (auch in der Saison) gehe ich noch 20 Stunden arbeiten. Es gibt also auch im Moment nicht nur Volleyball und alles was dazu gehört, sondern es ist genügend Abwechslung vorhanden…

Frage: Verfolgen Sie eigentlich auch das Geschehen in anderen Sportarten?

Janine Völker: Ich verfolge eigentlich nur Volleyball und muss gestehen, mich nicht so sehr für andere Sportarten begeistern zu können.

Frage: Auch der Sport kommt ohne Geld nicht aus. Wie ist Ihre Meinung zum Einfluß der Sponsoren und Sportpolitiker?

Janine Völker: Sponsoren sind natürlich unglaublich wichtig für den Sport. Ich denke, nur ein paar Millionen Euro vom Fußball könnten gut und gerne in andere Sportarten investiert werden. Ich glaube nur ein Viertel des fußballsportlichen Etats könnte die Möglichkeiten auch in anderen Sportarten enorm steigen.

Vielen Dank
Die Fragen stellte Marko Michels

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