DJV-Landesvorstand schließt Mitglied aus

Völlig überraschend ist ein verantwortliches Redaktionsmitglied von Schwerin-NEWS „mit sofortiger Wirkung“ aus dem Landesverband MV des Deutschen Journalisten-Verbandes ausgeschlossen worden.

Schwerin. Als Grund gibt Sibylle Ekat, Geschäftsführerin der Journalistengewerkschaft mit Sitz in Schwerin (Schusterstraße 3), lediglich an, von dritter Seite darauf aufmerksam gemacht worden zu sein, dass der Schwerin-NEWS-Redakteur zugleich auch für eine Website verantwortlich sei, die Inserate mit erotischem Inhalt veröffentliche. Derartiges widerspreche, in Verbindung mit Punkt 2.4 c (Verstoß gegen den Pressekodex), dem Satzungspunkt 1.2 (Anerkennung der Publizistischen Grundsätze des Deutschen Presserates). Als Berufsverband der hauptberuflich tätigen Journalistinnen und Journalisten stehe der DJV auch und besonders für die Qualität des Journalismus, einem Anspruch, dem die Mitglieder – egal, in welchem Medienbereich sie tätig seien – gerecht werden müssten.

Der Journalist, der bis zur Zeit noch offen gelassen hat, ob er gemäß DJV-Satzungspunkt 2.4 innerhalb der Vierwochenfrist gegen den Ausschlussbescheid Beschwerde bei der Schiedskommission einzulegen gedenkt, hat zunächst nur sein großes Befremden zum Ausdruck gebracht. Die lange Geschichte des DJV weise immerhin Jahrzehnte eines völlig entspannten Umgangs mit dem Thema Erotik-Journalismus auf. Journalisten wie Stefan Aust und Henryk M. Broder zum Beispiel hätten schon vor vierzig Jahren keinerlei Schwierigkeiten mit dem Verband gehabt, nur weil sie seinerzeit zur prominenten Besetzung der sogenannten Sexwellenpresse gehörten (St. Pauli Nachrichten, St. Pauli Zeitung, NachtSexpress, Erotica und so weiter – Teresa Orlowski ist erst zwölf Jahre später in der Spur Hans Moser juniors und unter Verzicht auf Kontakte zu journalistischen Berufsverbänden in Erscheinung getreten). Zu vermuten sei schon deshalb ein ganz anderer Hintergrund für die Kündigung. Der Hinweis auf die Erotik-Site sei möglicherweise nur der Vorwand. Keinesfalls passe der Rückfall in frühere Volkswartbundaktivitäten in die heutige Zeit – auch nicht in MV.

Bemerkenswert sei immerhin, so der vom Ausschluss überraschte Journalist, dass sich im Pressekodex keine einzige Silbe auf die ihm vorgehaltene, von der Arbeit für Schwerin-NEWS absolut unabhängige, Tätigkeitsart für eine Website mit erotischem Inhalt beziehe. Insbesondere gebe die Website nirgendwo den geringsten Anlass, an der journalistischen Qualität der ihr gewidmeten redaktionellen Arbeit zu zweifeln. Formulierungen wie: „Geile Stute fickt gnadenlos bis der Arzt kommt – und bläst pur“ befänden sich zwar, zumal in Verbindung mit einer sogenannten 0190er-Nummer, hart am Rande der Legalität (Anspielung auf Gewalt, Telefongebührenabzockerisiko), seien aber auf der angegriffenen Website mit Absicht niemals zu finden gewesen, sondern an ganz anderer Stelle, nämlich als Dauerveröffentlichung in einem SVZ-Ableger (UNSER SCHWERIN), dessen Redaktionsverantwortliche zu keinem Zeitpunkt mit einem DJV-Rausschmiss hätten rechnen müssen. Sollte es beim Ausschluss bleiben, dann gebe es außerdem immer schon attraktive Alternativen. Beispielsweise die Deutsche Journalisten-Union (dju).

Klaus Klingler

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