Günstige Winde für Jakob und Susann

Silber-Rang bei der „Canary Olympic Sailing Week“


Die neue olympische Nacra 17 Mixed-Klasse muss sich erst noch in die Herzen der sportlichen Fans hierzulande segeln. Wichtig ist es dabei, dass es – auch in M-V – erfolgreiche Seglerinnen und Segler in dieser neuen segelsportlichen olympischen Klasse gibt. Dabei konnten in diesem Jahr Jakob Lenz/Susann Brechlin aus Schwerin schon beachtliche Platzierungen – national wie international – erreichen. Gerade eben kehrte das Duo vom Schweriner Segler-Verein von 1894 vom ersten Winter-Training aus Gran Canaria zurück. „Nebenbei“ nahmen Jakob und Susann auch an der viertägigen Regatta „Canary Olympic Sailing Week“ teil und belegten einen hervorragenden zweiten Platz. Damit wurde das Duo bestes deutsches Team.

Nachgefragt beim Segel-Ass Jakob Lenz. Der Katamaran-Steuermann über die segelsportlichen Herausforderungen 2013/14…

„ … Als wenn man in einem Formel 1-Wagen sitzt und mit 200 km/h in einer Haarnadelkurve Schach spielt …“

Frage: Eigentlich steht nunmehr – zwei Monate vor den Winterspielen in Sotschi – der Wintersport im Mittelpunkt. Aber: In wärmeren Gefilden wird sogar noch gesegelt, noch dazu aus MV-Sicht sehr erfolgreich.
Wie verlief die „Canary Olympic Sailing Week“, an der Sie gerade teilnahmen, aus Ihrer Sicht? Was waren für Sie die großen Herausforderungen während dieses Wettkampfes?

Jakob Lenz: Wir hatten eine hervorragende Woche. Vor der Regatta konnten wir kurz und sehr intensiv mit der dänischen Mannschaft und unserem Coach Jörg Saeger trainieren und uns auf das Atlantikrevier einstellen. Nach den ersten drei Wettfahrten standen wir mit einem Punkt Vorsprung auf Platz eins. Am dritten Regatta-Tag konnten wir uns dann zusammen mit der dänischen Mannschaft vom restlichen Feld weit absetzen, so dass der letzte Regatta-Tag der Serie die Entscheidung um Platz eins bringen sollte. Leider ist uns bei viel Wind und Welle unter Gennaker ein Ruderbeschlag gebrochen, worauf wir die letzten beiden Wettfahrten nicht mehr zu Ende segeln konnten. Trotzdem reichte es noch vor den Drittplatzierten Helge Sach/ Julia Bleich für den zweiten Platz.

Die Herausforderung war es, den Katamaran immer im richtigen Modus unter Vollgas zu fahren und dabei die wechselnden Windbedingungen richtig zu nutzen. Das ist ungefähr so, als wenn man in einem Formel 1-Wagen sitzt und mit 200 km/h in einer Haarnadelkurve Schach spielt.

Frage: Außerdem stand ja ein Wintertraining auf dem Programm. Wie sah dieses eigentlich aus?

Jakob Lenz: Das Training vor der Regatta bestand darin, Trainingsregatten zu fahren, „Speed-Tests“ unter verschiedensten Bedingungen durchzuführen, Manöver zu verbessern, ein Gefühl für die unterschiedlichen Atlantikwellen zu bekommen und den Bootstrimm zu optimieren.

Frage: Wie lautet Euer persönlicher Jahresrückblick? Was waren für Euch die Höhe- und Tiefpunkte?

Jakob Lenz: Wir hätten nie gedacht, dass vor uns ein Jahr mit so vielen Höhen und Tiefen liegt. Der Tiefpunkt war mit Sicherheit, als plötzlich kurz vor der Kieler Woche die Trainingsgruppe vom Verband aufgelöst wurde und sich somit unsere komplette Trainingsgrundlage und Perspektive quasi in Luft auflöste. Ab diesem Zeitpunkt waren wir auf uns allein gestellt, hatten keinen Segeltrainer und keine Logistik mehr. Eigentlich hatten wir vor Beginn unserer Kampagne festgehalten, dass wir ohne Verbandsunterstützung nicht weitermachen.

Durch unsere Leidenschaft zum Katamaran-Segeln, dem unermüdlichen Rückenwind aus unserem Verein, dem Schweriner Segler-Verein von 1894 e.V., vielen Einzel-Personen und Sponsoren, machten wir weiter und stellten uns neu auf.

Zu den Höhepunkten gehörten:
erstens:  die beiden besten Trainer, für unser Projekt begeistern zu können (Anmerkung: Vielen Dank an Thomas Schult und Jörg Saeger!),
zweitens: Menschen kennen zu lernen bzw. zu kennen, die einen dermaßen unterstützen, dass man nie aufgeben möchte und
drittens:  die deutsche Besten-Ermittlung gewonnen zu haben und seit einem halben Jahr nicht mehr von einem deutschen Team geschlagen worden zu sein.

Frage: Welche Pläne habt Ihr für 2014?

Jakob Lenz: Unser großes Ziel für 2014 ist es, sich zur Weltmeisterschaft in Santander zu qualifizieren. Auf dem Weg dahin werden wir vier Winter-Trainingslager auf Gran Canaria, Palma de Mallorca und in Hongkong durchführen, an zwei World Cups in Palma de Mallorca und Hyères, der Kieler Woche, der Deutschen Meisterschaft und der Europameisterschaft  teilnehmen.

Letzte Frage: Das Jahr geht unaufhaltsam zu Ende… Wer waren Eure Sportler, speziell Segler, des Jahres 2013?

Jakob Lenz: Das ist wirklich eine schwere Frage im „Jahr nach den Olympischen Spielen“. Ich tendiere zu Franziska Goltz, da sie ihre Segel-Karriere nach der Teilnahme an den Olympischen Spielen 2012 in London aufgegeben hat und trotzdem die Deutsche Meisterschaft 2013 der Laser Radial gewinnen konnte.

Vielen Dank! Schöne Feiertage, einen sehr guten Jahreswechsel und günstige Winde 2014!
Marko Michels

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