Interview mit Triathletin Anja Dittmer

Neubrandenburgerin mit großen Olympia-Hoffnungen …

„Olympia-Medaille ein absoluter Traum !“

Anja Dittmer – Steckbrief

A.DittmerAnja DittmerGeburtsjahr: 1975 in: Neubrandenburg – Verein: Sc Neubrandenburg -Disziplin: Triathlon – Trainer: Kris Gemmel Beruf: Fernstudium Sportmanagement,Bauzeichnerin, Sportsoldatin – Erfolge (Auswahl): EM-Einzel (Gold 1999/Silber 2006), Weltcup-Gesamt (Erste 2004/Dritte 2006), WM 2007 und 2002 (6.),zweifache Olympia-Teilnehmerin 2000/2004, als erste Athletin aus M-V für Olympia 2008 qualifiziert

Frage: Anja, Sie qualifizierten sich Anfang September 2007 als erste Athletin aus M-V für die Olympischen Spiele 2008. Bei den damaligen WM in Hamburg wurden Sie sehr gute Sechste.Nun sind Sie im intensiven Training auf Neuseeland, denn der Countdown
für Peking läuft.Eigentlich könnten Sie ja ziemlich „relaxt“ in das „Unternehmen Peking“ gehen. Erst einmal neuseeländische Sonne, Strand und Cocktails genießen …Werden Sie „locker“ nach Peking reisen ? Wie sieht Ihr „Fahrplan“ bis Peking aus ? Welche Ziele haben Sie dort ? Und: Kris Gemmel ist Ihr Lebensgefährte und Trainer – Ist er für Sie eine große „triathletische Hilfe“ ?

Laufstark - Anja DittmerAnja Dittmer: Ich bin sehr froh, dass ich mich schon im letzten Jahr im September bei der WM in Hamburg qualifizieren konnte, somit kann ich mich langfristig auf Peking im August vorbereiten und muss nicht schon im Frühjahr in Topform für eine Quali sein.Seit Ende November absolviere ich Grundlagentraining unter der neuseeländischen Sommersonne und konnte sehr konstant so einige Kilometer machen. Mein Freund und Coach Kris unterstützt mich täglich, wir trainieren viel zusammen.In meinem nächsten Trainingsblock werde ich einige Rennen bestreiten, welche Teil auf meinem Weg nach Peking sind. Unter Wettkampfbedingungen werde ich mir bestimmte Aufgaben in jedem Rennen setzen. Das Endresultat ist daher nicht so entscheidend für mich. Kürzlich nahm ich an den Ozeanischen Meisterschaften in Wellingten teil und belegte den 6.Platz.Am 30.März starte ich beim Weltcup in Mooloolaba und am 13.April beim Weltcup in Ishigaki( Japan). Danach geht es zurück nach Deutschland, wo ich am Triathlonstützpunkt in Saarbrücken trainieren werde.
Im Sommer sind zwei Trainingslager in Font Romeu (Frankreich) geplant.

WM-Plakat`07 mit A.DittmerWeitere wichtige Wettkämpfe sind: am 21.Juni die deutsche Meisterschaft in Schliersee und am 5.Juli der Weltcup in Hamburg. Einige Bundesliga-Wettkämpfe mit dem Team vom SC Neubrandenburg sind ebenfalls geplant.
Und am 18.August ist dann der Wettkampf des Jahres in Peking !

Frage: Vor 15 Jahren, 1993, wurden Sie bereits deutsche Meisterin (A-Jugend). Sie gewannen dann u.a. den Gesamt-Weltcup (2004), waren Europameisterin im Einzel (1999) und mit dem Team (1994/95/99), waren Europacup-Erste 1997,Vize-Einzel-Europameisterin 2006 und zweifache Olympia-Teilnehmerin in Sydney 2000 und in Athen 2004.
– Ihr Leben, ein Leben für die Trend-Sportart Triathlon ?

Anja Dittmer: Ja, ich lebe für meinen Sport sieben Tage die Woche ! Pro Tag 24 Stunden ;-). Es ist so eine Art Lebensstil nach dem Motto „Aktiv, Fit, Gesund!“.

Anja Dittmer (m.) vor dem Schwimm-Start`07Frage: Die eigentlichen Sporthelden sind nicht Fußballspieler, Rennfahrer oder Profi-Boxer …, die eigentlichen „Könige der Athleten“ sind doch die Modernen Fünfkämpfer, die Zehnkämpfer bzw. Siebenkämpferinnen in der
Leichtathletik und eben die Triathleten.In letztgenannten Sportarten gilt es in schwierigsten, unterschiedlichen Disziplinen zu bestehen. Dennoch sind diese Sportarten nicht so im Focus der Öffentlichkeit.
Fühlen Sie sich ein wenig – gerade im Hinblick Medieninteresse – ein wenig übergangen ? Wie könnte der Triathlon eventuell für TV-Übertragungen noch attraktiver werden ?

A.Dittmer vor dem WM-Schwimmen 2007Anja Dittmer: Ich habe meine Sportart ja nicht gewählt um in den Medien zu sein, sondern weil sie mir Spass macht, daher fühle ich mich nicht übergangen. Jedoch hilft natürlich das öffentliche Interesse der Professionalität der Sportart. Triathlon ist eine sehr zeit- und energieaufwändige Sportart.
Es wird leider nur der Weltcup oder die WM in Hamburg im deutschen Fernsehen übertragen. Vielleicht kann durch Weltmeister Daniel Unger mehr Medieninteresse geweckt werden.Als sehr attraktiv für das Fernsehen kann ich mir auch sehr kurze Sprint-Triathlons vorstellen …

Frage: Sie haben das Abitur gemacht, sind Fernstudentin, gelernte Bauzeichnerin und Sportsoldatin. Seit 1998 sind Sie professionelle Triathletin. Haben Sie „nur“ enen „triathletischen Tunnelblick“ oder halten Sie sich auch geistig fit (mal vom Fernstudium abgesehen) 🙂 ? (Gemeint ist: Lesen Sie viel,lösen Sie Kreuzworträtsel, sind Sie gern im Theater, bei Konzerten …)

Deutsches WM-Team 2007: A.Dittmer (re.)Anja Dittmer: Anima Sana In Corpore Sano – für den gesunden Geist im gesunden Körper! Ich hoffe doch der Spruch stimmt… :-). Ich lese relativ viel, momentan auf Englisch. Wenn man ein „Unternehmen“ wie die Olympischen Spiele im Triathlon angeht, gehört viel Planung, Organisation (z.B. Reisen), Motivation zum Tagesprogramm. Das alles funktioniert nur mit Hilfe des Geistes.

Frage: Die Hauptkonkurrentinnen in Peking kommen sicherlich aus den USA, Australien oder vielleicht China (?). Die Portugiesin Vanessa Fernandes ist zur Zeit „in einer anderen Liga“. Wie ist eigentlich das Verhältnis der Triathletinnen untereinander ? Eher familiär oder herrscht „individueller Konkurrenzkampf“ ?

Anja Dittmer: Eher familiär, da man die selben Athleten ständig auf der ganzen Welt trifft und alle leben für den Triathlonsport. So habe ich auch meinen Freund Kris kennengelernt. Zu einigen Athleten habe ich persönlich ein sehr freunschaftliches Verhältnis. Natürlich versucht man den anderen im Wettkampf zu schlagen, doch nach dem Rennen wird dann auch zusammen gefeiert.

Frage: Sie touren das ganze Jahr durch die Welt, zahlreiche Weltcups, EM, WM oder weitere internationale Wettkämpfe gibt es fast 12 Monate. Ist Neubrandenburg noch Heimat für Sie oder eher „eine Ruhe-Oase“ zwischen ihren Trips über die Kontinente ?

Anja Dittmer: Neubrandenburg wird immer meine Heimat bleiben, hier bin ich aufgewachsen. Hier bin ich „zu Hause“ …

Triathlon - die Trend-SportartFrage: Ein Wettkampf im Triathlon ist unheimlich hart: Schwimmen, Radfahren und der abschließende, „mörderische“ Lauf.Welches ist Ihre Schokoladen-Disziplin ? Was würden Sie einem Anfänger (wie mir) entgegnen, der einfach sagt: „Ach, so schwer sieht das ja gar nicht aus. Schwimmen kann ich, Radfahren sowieso und das `bißchen`Laufen schaffe ich auch noch …“Was sind die Eigenschaften – nach Ihrer persönlichen Meinung – die ein ambitionierter Triathlet besitzen muß ?

Anja Dittmer: So schwer ist ein Triathlon ja auch nicht, fast jeder kann schwimmen, Rad fahren und laufen. Es gehört nur ein Wille dazu, und ein bißchen Übung wäre hilfreich.Man muß nur gesund sein und auf gehts!
Ich hoffe, dass ich mit meinem Sport andere inspirieren kann, sich zu bewegen. Meine Schokoladendisziplin ist das Laufen …

Anja Dittmer in ihrer Frage: Ihr Bruder, der Kanute Andreas Dittmer, strebt in Peking seinen vierten Olympiasieg an. Sie – und dafür drückt Ihnen bestimmt ganz M-V die Daumen – werden bestimmt auch eine Top-Platzierung belegen … Gibt es dann in Peking die „ultimative Dittmer-Sause“, also „Party open End“ ?

Anja Dittmer: 😉 … Natürlich wird eine sehr gute Platzierung gebührend gefeiert !

Letzte Frage: Wenn das Jahr 2008 zu Ende ist, was möchten Sie auf der sportlichen „Haben-Seite“ aufweisen ?

WM 2007 Triathlon in HamburgAnja Dittmer: Eine Olympiamedaille wäre ein absoluter Traum für mich.

Marko Michels

Fotos: M.M. (5), A.Dittmer (3), DOG (1), WM-OK 2007 (1)

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