Kammermusikgipfel in der Schelfkirche

Elisabeth Leonskaja und das Doric String Quartet kommen nach Schwerin

Beim Kammermusikgipfel der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern können sich die Besucher am Donnerstag, den 31. August auf eine Besetzung der absoluten Extraklasse freuen. Ab 19:30 Uhr spielt in der Schweriner Schelfkirche mit Elisabeth Leonskaja eine Grande Dame der Klaviermusik gemeinsam mit dem britischen Doric String Quartet, welches 2008 den NORDMETALL-Ensemblepreis der Festspiele gewann. Die Musiker spielen zunächst Schuberts Streichquartett Nr. 15 G-Dur. Das 1826 entstandene Werk erlöste den Komponisten von einer mehrere Monate andauernden Schaffenskrise. Nicht überraschend handelt es sich bei der Komposition, die diese Krise durchbrach um ein besonderes Werk. Kaum eines von Schubert ist experimenteller und gewagter. Der stete Wechsel von Dur und Moll steht hier im Vordergrund und damit nicht zuletzt Leben und Tod, Hoffnung und Verzweiflung. Brahms kämpfte bei seinem Klavierquintett f-Moll lange mit der richtigen Besetzung. Ursprünglich hatte er es für ein Streichquintett in der Schubertschen Besetzung mit zwei Celli geschrieben und auch eine Sonate für zwei Klaviere wurde von ihm entworfen. Doch beide Versionen fanden bei seinen Vertrauten nicht die erhoffte Zustimmung. Erst die auch in Schwerin zu hörende Fassung für Klavierquintett löste die entsprechende Begeisterung aus. Für das Konzert sind noch Karten verfügbar, telefonisch unter 03855918585, unter www.festspiele-mv.de, an den bekannten Vorverkaufsstellen oder an der Abendkasse, die eine Stunde vor Konzertbeginn öffnet. Das Konzert findet mit freundlicher Unterstützung der ALBA Nord GmbH und der Stadtwerke Schwerin GmbH statt.

Seit Jahrzehnten gehört die in Tiflis geborene Russin Elisabeth Leonskaja zu den gefeierten Pianistinnen unserer Zeit. Noch als Studentin gewann sie Preise bei den berühmten internationalen Klavierwettbewerben Enescu, Marguerite Long und Queen Elisabeth. Elisabeth Leonskajas musikalische Entwicklung wurde entscheidend von ihrer Zusammenarbeit mit Swjatoslaw Richter geprägt. 1978 verließ Elisabeth Leonskaja die Sowjetunion, um Wahlwienerin zu werden. Die musikalische und persönliche Freundschaft hielt bis zum Tod Richters an. Elisabeth Leonskaja trat als Solistin mit fast allen erstklassigen Orchestern der Welt auf, und sie ist ein gern gesehener und regelmäßiger Gast bei den Festivals in Wien, Schleswig-Holstein, Schwarzenberg und Hohenems, wie auch in den Klavierreihen der großen musikalischen Zentren wie Paris, Madrid, Berlin, Madrid, Barcelona, Lissabon, Prag, Warschau, Bukarest, London, Wien und Tokio. Bei aller solistischen Tätigkeit behält die Kammermusik einen großen Platz in ihrem Schaffen. Ihre Solo-CD „PARIS“, erschienen bei eaSonus mit Werken von Ravel, Enescu und Debussy, wurde als Solo Einspielung des Jahres 2014 von der ICMA Jury ausgewählt. Eine Aufnahme der späten Klaviersonaten von Schubert ist ebenso bei eaSonus im Februar 2016 erschienen. Die frühen Klaviersonaten werden im Frühjahr 2018 erscheinen. In ihrer zweiten Heimat, der Republik Österreich, ist sie Ehrenmitglied des Wiener Konzerthauses. Im Jahre 2006 wurde ihr das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst erster Klasse für besondere Verdienste um die Kultur des Landes verliehen, die höchste Auszeichnung Österreichs. In Georgien ist sie 2015 zur Priesterin der Kunst ernannt worden, die höchste Auszeichnung für einen Künstler.

Publikum und Kritiker rund um den Globus reagieren begeistert auf das 1998 gegründete und in London ansässige Doric String Quartet, das inzwischen zu den führenden britischen Streichquartetten zählt. Zu seinen zahlreichen Preisen zählten im Jahr 2008 der 1. Preis beim Internationalen Kammermusik Wettbewerb in Osaka sowie der 2. Preis beim Internationalen Streichquartett-Wettbewerb Paolo Borciani in Italien und der Ensemble Preis bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern. Von 2006 bis 2010 wurde das Quartett vom Young Concert Artists Trust (YCAT) vertreten. Das Doric String Quartet ist in den wichtigsten Konzertsälen Europas zu Gast wie dem Concertgebouw Amsterdam, Wiener Konzerthaus, Alte Oper Frankfurt, Laeiszhalle Hamburg, Konzerthaus Berlin, DeSingel Antwerpen und spielt regelmäßig in der Londoner Wigmore Hall. 2010 fand eine hoch gerühmte Debut-Tournee durch die USA statt mit Konzerten im New Yorker Frick-Museum und der Library of Congress in Washington. Seitdem spielt das Quartett jedes Jahr in den USA. Die vier Musiker Alex Reddington, Jonathan Stone, Hélène Clément und John Myerscough sind außerdem bei wichtigen Festivals zu erleben wie den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, den Sommerlichen Musiktagen Hitzacker, Carinthischer Sommer, Schwetzinger Festspiele, West Cork, Risor und Delft Chamber Musik Festivals. Das Quartett pflegt eine enge Zusammenarbeit mit Künstlern wie Ian Bostridge, Philip Langridge, Mark Padmore, Alexander Melnikov, Jonathan Biss, Daniel Müller-Schott, Andreas Haefliger, Chen Halevi, Elisabeth Leonskaja, Alina Ibragimova und Cedric Tiberghien. Zu den Höhepunkten der Saison 2016/17 zählte das Debüt in der Carnegie Hall, mit der US-Premiere von Donnacha Dennehey’s Stück The Weather of it, das gemeinsam von der Carnegie Hall und Wigmore Hall in Auftrag gegeben wurde. „Das Doric String Quartet hat sich in der Champions-League der Kammermusikensembles etabliert“, schrieb das Fono Forum anlässlich der 2015 erschienenen CD mit Streichquartetten von Janácek und Martinu. Das Doric String Quartet schloss sich 1998 an der Pro Corda, The National School for Young Chamber Music Players in England zusammen und studierte es beim Pariser ProQuartet Professional Training Program sowie später an der Musikakademie in Basel. Seit 2015 unterrichtet das Quartett selber an der Royal Acadamy of Music in London.

Diese Schelfkirche steht den Festspielen MV im wahrsten Sinne des Wortes sehr nahe. „Unser Büro liegt in Blickweite und unmittelbarer Nachbarschaft zu ihr und ihr Glockenschlag bestimmt unseren Tagesrhythmus“, erklärt Pressesprecherin Dr. Ina Voigt. Die heute einzige stilreine Barockkirche Westmecklenburgs wurde von 1708 bis 1713 nach Plänen von Jakob Reutz erbaut und war Nachfolger der um 1238 gestifteten Kirche St. Nikolai. Der gotische Vorgängerbau wurde um 1705 abgetragen, weil er offenbar sehr baufällig war: Ein Sturm hatte zwei Jahre zuvor seinen Turm umgerissen. Außerdem war er wohl für die neu geplante Stadtanlage der Schelfstadt zu klein und zu wenig repräsentativ. Die Grundform der Schelfkirche ist ein Kreuz mit stark abgekürztem Fuß und vorgesetztem Turm im Westen. In der Gruft ruhen Mitglieder des großherzoglichen Hauses Mecklenburg-Schwerin, darunter die 1735 verstorbene Sophie Luise, Königin von Preußen.

Karten für die Konzerte, das Programm der Festspiele MV sowie alle weiteren Informationen sind im Internet unter www.festspiele-mv.de, telefonisch unter 0385 5918585 und an allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich. Die Abendkasse öffnet eine Stunde vor Konzertbeginn. Die Abendkassengebühr beträgt 2,- Euro pro Karte.

 

Quelle: Festspiele MV
Nach oben scrollen