Kampfkunst mit guter Heimstätte in der Landeshauptstadt

Nachgefragt bei einer ambitionierten Schülerin…

Aikido – diese Kampfkunst, diese Form der humanen Selbstverteidigung wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Morihei Ueshiba begründet. Obwohl Aikio eher eine Verbindung von Philosophie und Sport ist, Wettkämpfe daher verpönt sind, werden im Aikido seit 1989 auch Weltmeisterschaften ausgetragen, was mit dem ursprünglichen Charakter des Aikido nur bedingt zu tun hat. Bei den „World Games“, den Weltspielen in den nichtolympischen Sportarten, 2005 in Duisburg wurde Aikido daher nur demonstriert bzw. präsentiert – ohne entsprechende Wettkämpfe.

Seit nunmehr zwanzig Jahren (seit 1993) gibt es in Schwerin die Aikido-Schule von Pierre Congard. Der Träger des sechsten Dan war Schüler bei Toshiro Suga bzw. Tamura Shihan. Pierres 17-jährige Tochter Anna ist mittlerweile auch eine Meisterin im Aikido und bestand ihre Prüfung zum zweiten Dan 2013 erfolgreich.

Um Aikido auch einmal bei Schwerin-News vorzustellen, fragte Marko Michels bei Anna Congard nach.

„Die höchste Kunst des Kampfes ist es, nicht zu kämpfen.“

Frage: Anna, Sie sind faktisch eine Meisterin im Aikido und folgen damit ihrem Vater. Wann entschieden Sie sich für Aikido? Was war für Sie der Grund, sich Aikido zu widmen?

Anna Congard: Nein, nicht Meisterin. Mit dem Niveau eines zweiten Dans ist man noch Schüler. Ich habe mich nie bewusst für Aikido entschieden. Mit sechs Monaten saß ich neben der Matte und habe beim Training zugesehen. Irgendwann habe ich mitgemacht und bin immer öfter zum Training gekommen. Mittlerweile fahre ich zu Lehrgängen in ganz Deutschland und Europa. Auf die Idee gekommen, aufzuhören, bin ich nie. Und ich habe das Glück, bei den besten Lehrern trainieren zu können, so dass es nie langweilig wird – zum Beispiel bei Toshiro Suga Sensei und Tamura Shihan, beide waren direkte Schüler des Begründers.

Frage: Für viele ist Aikido etwas sehr „Exotisches“, ja „Mysteriöses“. Wie würden Sie das Grundanliegen des Aikido kurz darlegen wollen? Was macht für Sie den Reiz des Aikido aus?

Anna Congard: Aikido dient der Selbstverteidigung. Es werden Angriffs- und Verteidigungstechniken mit Messer, Schwert, Stock und ohne Waffen geübt. Eigentlich ist es aber schon zu spät, wenn man angegriffen wird. Durch das Training wird die Haltung, Ausstrahlung und Aufmerksamkeit geschult, so dass es gar nicht erst zum Kampf kommt. Wie ein asiatisches Sprichwort sagt: „Die höchste Kunst des Kampfes ist es, nicht zu kämpfen.“ Aber dafür bedarf es großer körperlicher und geistiger Stärke. Ich mag anstrengendes Training, besonders die Lehrgänge. Nach zehneinhalb Stunden ist man zwar erschöpft, aber zufrieden.

Exotisch ist Aikido, weil es aus Japan kommt und stark auf die Etikette geachtet wird. Das ist hier in dem Ausmaß eher ungewöhnlich. Mysteriös vermutlich, weil es sich dem unerfahrenen Zuschauer nicht sofort erschliesst. Der Angreifer scheint freiwillig zu fallen und viele denken, alles sei choreographiert. Dem ist aber nicht so. Auch Personen von schmaler Statur können sich gegen große, kräftige Gegner zur Wehr setzen.

Frage: Wer wird eigentlich an der Aikido-Schule Ihres Vaters in Schwerin aufgenommen? Darf sich jede/jeder einmal probieren oder werden entsprechende sportphilosophische Kenntnisse über Aikido vorausgesetzt?
 
Anna Congard: Jeder kann zum Training kommen und mitmachen. Alter, Größe und Gewicht spielen keine Rolle, jeder trainiert mit jedem, auch Anfänger mit Fortgeschrittenen. Gerade dadurch geht das Erlernen der Techniken sehr viel schneller. Es spielt auch keine Rolle, ob man sportlich ist oder nicht. Und das Hintergrund-Wissen eignet man sich im Laufe der Zeit an. Während des Unterrichts wird zum besseren Verständnis immer wieder die Herkunft der Techniken erklärt und Anekdoten erzählt.

Frage: Eigentlich sind Wettkämpfe im Aikido eher verpönt, dennoch gibt es seit einigen Jahren auch Weltmeisterschaften, zuletzt 2013 in Japan. Wie ist Ihre Meinung zu diesen WM-Turnieren?

Anna Congard: Wettkämpfe entsprechen nicht der Philosophie des Begründers Morihei Ueshiba. Auch der Aikikai Tokio, der Sitz des  Aikido-Weltverbandes, ist immer noch dagegen. In allen anderen Sportarten wird auf Turniere hin trainiert, um zu gewinnen. Aber wirklich gut sein kann man dort nur bis zu einem gewissen Alter. Aikido kann man bis ins hohe Alter trainieren und man wird im Laufe der Zeit immer besser. Aikido ist eine Kampfkunst und kein Kampfsport und demnach nicht auf Wettkämpfe im heutigen Sinne (nicht dem der Samurai) ausgerichtet. Es werden keine Punkte gesammelt.

Frage: Was machen Sie eigentlich neben Aikido sportlich und beruflich. Welche weiteren Interessen haben Sie?

Anna Congard: Ich gehe noch zur Schule und habe vor das Abitur zu machen. Ich mag die verschiedensten Sportarten, von Fahrradfahren über Tischtennis bis Schwimmen. … Allerdings alles wirklich nur nebenbei. Ich interessiere mich für Makrobiotik, Vollwert- und vegane Küche. Außerdem lese und  reise ich gerne. Auch dank Aikido habe ich viele Städte und Menschen kennen gelernt. Letztes Jahr war ich unter anderem in Polen und Kiew.

Vielen Dank und weiterhin alles Gute für Sie!
mm

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