Nur noch dreieinhalb Monate bis zur OB-Wahl

Schwerins Oberbürgermeister zwischen Gestern und Heute

Das Schweriner Rathaus (Foto: M. Michels)Am 4. September wird nicht nur ein neuer Landtag für Mecklenburg-Vorpommern gewählt. Am gleichen Tag findet auch die Wahlen für das Amt des Schweriner Oberbürgermeisters statt. Zur Wahl stellen sich dabei neun Kandidatinnen und Kandidaten. Neben der Amtsinhaberin Angelika Gramkow (Die Linke) sind dies: Dr. Rico Badenschier (SPD), Simone Borchardt (CDU), Anita Gröger (Aktion Stadt und Kulturschutz), Frank Haacker (FDP), Silvio Horn (Unabhängige Bürger), Martin Lorentz (Bündnis 90/Die Grünen), Martin Molter (Die Partei) und Uwe Wilfert (parteilos; der NPD nahe stehend).

Wie auch heute, stand die Landeshauptstadt schon früher vor den unterschiedlichsten Herausforderungen. In der Verwaltung saßen verschiedenste politische Fraktionen. Aus heutiger Sicht nicht immer die richtigen. Blicken wir doch einmal zurück auf die Stadtoberhäupter der letzten 100 Jahre.

Einst zwei Bürgermeister…

Noch bis vor knapp 100 Jahren hatte Schwerin zwei Bürgermeister. Seit 1919 dann nur noch einen, nun unter dem Titel Oberbürgermeister. Als erster offizieller OB war Otto Weltzien im Amt – bis 1926. Zwischen 1933 und 1945, während der nationalsozialistischen Diktatur, gehörten Schwerins Stadtoberhäupter sämtlich der NSDAP an. Nach 1945 hatten diese Position die früheren KPD-Mitglieder Erich Wiesner und Christoph Seitz inne. Die erste Oberbürgermeisterin war Johanna Blecha. Zwischen 1950 und 1953 führte das frühere KPD-Mitglied (seit 1946 bei der SED) die Geschicke der Stadt.

Der frühere Sozialdemokrat Gustav Schwantz, der 1946 die Vereinigung mit der KPD zur SED befürwortete und dieser auch beitrat, übte das Amt zwischen 1953 und 1961 aus. Bis zur Wende folgten 5 weitere Oberbürgermeister – alle mit SED-Parteibuch.

OB-Entwicklung nach der Wende

Im Jahr 1990 zog wieder ein Sozialdemokrat ins Rathaus ein. 12 Jahre lang (bis 2002) dauerte die teils äußerst turbulente Amtszeit des Theologen Johannes Kwaschik. Dabei gab es mehrere erfolglose Versuche, ihn aus dem Amt zu drängen bzw. abzuwählen. Auf Kwaschik folgte der Christdemokrat Norbert Claussen, dem der Fall der Lea-Sophie im Jahr 2007 zum politischen Verhängnis wurden. 2008 wurde er von den Schwerinerinnen und Schwerinern abgewählt. Übergangsweise übernahm dessen Stellvertreter Wolfram Friedersdorff die Amtsgeschäfte, ehe Angelika Gramkow ins Amt gewählt wurde. Ob auch der Linkspolitikerin wie bereits ihrem Vorgänger ein Versagen des Schweriner Jugendamtes (im Missbrauchsskandal bei „Power for Kids“) zum Verhängnis werden wird, wird sich zeigen.

Wie meinte schon der amerikanische Publizist David Frost: „Wenn die Menschen aus den Ferien zurückkommen, neigen sie dazu, sogar die Regierung etwas milder zu beurteilen. Ein geschickter Regierungschef setzt Wahlen daher für den Frühherbst an. (Anmerkung: Die Sommerferien 2016 dauern in M-V bis zum 4.September…)

 

Marko Michels

Nach oben scrollen