Rudern: Internationale Höhepunkte ab Mai

Nachgefragt beim Landesruderverband M-V

Die Ruder-Saison beginnt. Und 2015 stehen wieder jede Menge hochkarätige Wettkämpfe vor der Tür. Schon im Mai versprechen gleich mehrere internationale Events Spannung pur. Da wären z.B. der Weltcup in Bled (8. bis 10. Mai), die Junioren-EM in Racice (23./24. Mai) sowie die Europameisterschaften in Poznan (29. bis 31. Mai).
Es folgen die Weltcups in Varese (19. bis 21. Juni) und in Luzern (10. bis 12. Juli), die Sommer-Universiade in Gwangju (3. bis 5. Juli), die U 23-WM in Plowdiw (22. Juli bis 26. Juli) und die Junioren-WM in Rio (5. bis 9. August), dem Austragungsort der Olympischen Spiele 2016.

Internationaler Höhepunkt dieses Jahr sind sicherlich die Weltmeisterschaften. Vom 30. August bis zum 6. September wird dann die Weltelite, vom Einer bis zum Achter, erneut ihre Besten suchen. Austragungsort ist übrigens wieder der französische Lac d’Aiguebelette. Bereits 1997 gab es hier Welt-Titelkämpfe.
Seinerzeit katapultierte sich das deutsche Ruder-Team mit insgesamt 11 Medaillen (darunter fünfmal Gold) auf Platz eins im Medaillen-Ranking – vor Großbritannien (acht Medaillen), Rumänien (sieben Medaillen) sowie die USA und Dänemark (jeweils sechs Medaillen). Kein schlechtes Omen für 2015…

Hans Sennewald, Präsident des Landesruderverbandes M-V, im Interview. Marko Michels sprach mit ihm über die Erfolgsaussichten der hiesigen „Ruder-Flotte“ und die sportlichen Ziele 2015/16.

„Einer der kleinsten Sportfachverbände, aber zugleich einer der erfolgreichsten im Lande…“

Marko Michels: EM, Weltcups, internationale Nachwuchs-Regatten und die WM in Frankreich: 2015 wird wieder ereignisreich. Was sind Ihre Hoffnungen aus MV-Blickwinkel? Wer sind Ihre Kandidaten für EM und WM?

Hans Sennewald: Vor allem befinden wir uns im vorolympischen Jahr; die Qualifikationen für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro stehen auch für einige deutsche Boote noch an. Abgesehen vom hohen Anspruch der Qualifikationsregatten selbst, wird sich zeigen, mit wem international bei den kommenden Spielen zu rechnen ist.

Erfolgsruderer Stephan Krüger (Foto: Detlef Nuelken, OSP Rostock)Unsere Spitzenathleten haben über den Winter hart trainiert und sind von größeren Ausfällen glücklicherweise verschont geblieben. Damit ist die wesentliche Grundlage für eine erfolgreiche Saison gelegt. Vor zwei Wochen, bei der Langstrecken-Regatta in Leipzig, haben sich Stephan Krüger im Einer und Hannes Ocik im Zweier ohne Steuermann gegen die gesamte deutsche Konkurrenz durchgesetzt. Marie-Louise Dräger wurde Zweite im Einer der leichten Frauen. Daneben zeigten einige Nachwuchs-Athleten wie Frauke Hacker, die Daberkow-Zwillinge und Finn Knüppel, dass mit ihnen 2015 zu rechnen ist. Am kommenden Wochenende gilt es, diese Leistungen bei den Deutschen Kleinboot-Meisterschaften zu bestätigen.

MM: Wenn Sie noch einmal das letzte Jahr Revue passieren lassen: Wo steht nach Ihrer Meinung der Rudersport in MV? Wie bewerten Sie dessen Stellenwert im Land?

HS: Der Landesruderverband ist einer der kleinsten Sportfach-Verbände unseres Landes – gleichzeitig aber auch einer der erfolgreichsten. Schon seit einigen Olympiaden stellen die Ruderinnen und Ruderer zahlenmäßig das Gros der OlympiaTeilnehmer unseres Landes. Folgerichtig ist Rudern eine der Schwerpunkt-Sportarten unseres Landes und wird im Rahmen des Leistungssportkonzeptes des Landessportbundes gefördert.

Unser Landesleistungszentrum in Kessin ist Bundesstützpunkt/Nachwuchs des Deutschen Ruderverbandes. In Kessin und in den im Leistungssport engagierten Vereinen unseres Verbandes arbeiten sehr gut qualifizierte und motivierte Trainer und Übungsleiter. Das sind die Voraussetzungen für eine kontinuierliche Entwicklung talentierter Sportlerinnen und Sportler.

MM: Wie beurteilen Sie den Zuspruch der jungen Sport-Talente in M-V zum Rudersport?

HS: Schon fast traditionell sind unsere Jugendlichen und Junioren bei Bundeswettbewerben und Deutschen Jugendmeisterschaften zahlreich unter den besten Athletinnen und Athleten vertreten. In der Folge nominiert der Deutsche Ruderverband immer wieder Sportlerinnen und Sportler unseres Verbandes für die Junioren-Weltmeisterschaften.

In diesem Jahr finden die Junioren-WM am Austragungsort der kommenden Olympischen Spiele, in Rio de Janeiro, statt. Wir gehen davon aus, dass einige unserer Juniorinnen und Junioren dabei sein werden. Wie andere Vereine und Verbände auch werben wir – und zwar zunehmend intensiver – für unseren schönen Sport und für das Leistungsrudern. Wir sind ja keineswegs allein auf weiter Flur. Insbesondere die Spiel- und Fun-Sportarten sind sehr ernsthafte Mitbewerber.

Mecklenburger Erfolgsruderer Paul Heinrich (Aufnahme: Detlef Nuelken, OSP Rostock)So suchen die Rostocker Vereine ganz gezielt die Kooperation mit den Schulen der Stadt und veranstalten Stadtteilwettkämpfe als Werbeveranstaltungen für das Rudern. Das kommt recht gut an. Gelegentlich wünschen wir uns eine positivere Darstellung des Leistungssportes im Allgemeinen in der öffentlichen Berichterstattung. Das faire Streben nach besonderen Leistungen scheint uns ab und an eher verunglimpft als fair dargestellt zu werden. Wir laden jeden ein, sich selbst ein Bild davon zu machen, mit wieviel Spaß und positiver Auswirkung unser Sport verbunden sein kann.

MM: Wie ist Ihre Meinung zum internationalen Kräfteverhältnis vor den Herausforderungen ab Mai?

HS: Es gehören keine seherischen Fähigkeiten dazu, auf den Podesten der internationalen Regatten Ruderer aus den traditionell erfolgreichen Nationen zu vermuten. Das sind Großbritannien, Australien, Neuseeland, je näher wir den Olympischen Spielen kommen auch die USA sowie Kanada und natürlich Deutschland.

Wegen ihrer überragenden Kleinbootleistungen werden sich vermutlich vor allem „die Kiwis“, also die Neuseeländer, in Szene setzen können. Mit einer deutschen Dominanz, wie bei den von Ihnen angeführten WM 1997, rechne ich nicht. Aber die Konkurrenz nimmt die meisten deutschen Boote aus gutem Grund ernst.

Nationen, die über so gut wie keine Traditionen im Rudern verfügen, wie zum Beispiel China, sind starke Einzelleistungen – insbesondere im Leichtgewichts-Rudern – zuzutrauen. Ein Bereich, in dem auch Dänemark und Italien seit Jahren vorn mitmischen. Einige Länder haben in den letzten Jahren den Rudersport in erheblich größerem Maße gefördert, als das in der Vergangenheit der Fall war. Das trägt – nicht in jedem Fall, aber tendenziell – Früchte.

MM: Vielen Dank

 

Übrigens: Aktuell ist der gebürtige Rostocker Hannes Ocik, unter anderem Achter-Europameister 2013 und Achter-Vize-Weltmeister 2013, von der Schweriner Rudergesellschaft 1874/75 der erfolgreichste Ruderer der Landeshauptstadt. Vor fast vierzig Jahren, bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal, sorgte indes der gebürtige Schweriner und Ruderer Michael Wolfgramm für den ersten Olympiasieger der „Stadt der sieben Seen“ überhaupt. Im damaligen DDR-Doppelvierer gewann Michael Wolfgramm Gold vor der UdSSR, der CSSR, Westdeutschland, Bulgarien und den USA.

mm

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