Von „Down Under“ nach Schwerin

Handballer Bevan Calvert im Interview


Australien – da denkt man zunächst an Kängurus, Koalabären und Schnabeltier; an schöne Frauen à la Elle Macpherson, an großartige Schauspielerinnen à la Nicole Kidman oder an atemberaubende Sängerinnen à la Kylie Minogue. Und wer an Sport denkt, der weiß: auch australische Sportlerinnen und Sportler haben in der Welt einen ausgezeichneten Ruf, hat „Down Under“ doch reichlich Olympiasieger wie Weltmeister… . So z.B. Formel 1-Champion Jack Brabham, Sprinterin Cathy Freemann, Siebenkämpferin Glynis Nunn, Ausnahmeschwimmer Ian Thorpe oder Tennisspieler Lleyton Hewitt – nur ein paar Beispiele von sehr, sehr vielen.

Ein Australier erobert den Schweriner Handballsport

Bevan Calvert, Handballspieler in Schwerin und Mannschaftskapitän der australischen Nationalmannschaft. (Foto: M. Michels)In Schwerin begeistert ein Australier indes die Handballfans. Bevan Calvert, 1986 in Sydney geboren, spielt seit 2014 für das Team des SV Mecklenburg Schwerin. Nachdem er bis 2006 zunächst für die australische Vereine Hills HC sowie Harbourside HC engagiert war, wechselte Bevan 2006 nach Europa, nach Dänemark. Dort sammelte er weitere Erfahrungen bei Ribe HK und dem TM Tonder. Vor sechs Jahren kam Bevan nach Deutschland, zum TSV Altenholz. Dort konnte er bis 2014 sportlich sehr überzeugen.

Interview: Bevan Calvert über seinen Wechsel zu den Schweriner „Stieren“ und seine neue Heimat

„Der Wechsel fiel mir nicht schwer…“

Frage: Bevan, ein Australier mag Handball… Das ist doch ziemlich ungewöhnlich. Wie kam das denn?

Bevan Calvert: Ja, Handball ist nicht gerade ein australischer Nationalsport. Ich selbst war in meiner Kindheit erst auch in anderen Sportarten aktiv. Populär wurde Handball in Australien vor allem durch die Olympia-Turniere der Herren und Frauen in meiner Heimatstadt Sydney 2000. Und so entstand auch bei mir eine handballsportliche Leidenschaft, der ich nach wie vor treu bin. Seit elf Jahren bin ich zudem Mitglied des australischen Nationalteams und seit 2012 auch Mannschaftskapitän. Ich erlebte als Aktiver so schon fünf Weltmeisterschaften 2005, 2007, 2009, 2011 und 2013.

Frage: Und wann hast Du Schwerin für Dich entdeckt?

Bevan Calvert: Das war im Sommer 2014. Ich wußte ja um die große handballsportliche Tradition von Schwerin und wie ambitioniert die Mannschaft war bzw. ist. Da fiel mir der Wechsel von Altenholz in die Landeshauptstadt M-V nicht schwer…

Frage: Aber ein „Kulturschock“ war es doch sicher – für einen gebürtigen Australier aus der Millionen-Metropole Sydney – oder?

Bevan Calvert: Natürlich ist Schwerin um einiges kleiner als Sydney. Aber das hat auch Vorteile… Hier ist es ruhiger, überschaubarer und gemütlicher. Allerdings wäre es nicht schlecht, wenn die Stadt etwas jünger, mitunter mehr los wäre. Und natürlich könnte ich mir eine zentrale, größere Halle für die „Stiere“ auch vorstellen…

Frage: Welche sportlichen Ziele hast Du mit den „Stieren“?

Bevan Calvert: Es wäre schon klasse, wenn wir perspektivisch den Aufstieg in die zweite Liga schaffen würden. Aber erst einmal müssen wir in der dritten Liga noch etwas stabiler werden.

Frage: Mal weg von den „Stieren“ hin zur vergangenen WM in Katar. Australien sollte ja erst dabei sein, war es dann doch nicht. Deutschland profitierte davon und konnte Dank einer „Wildcard“ doch teilnehmen. Bedeutete die Nicht-Teilnahme deines Heimatlandes für Dich eine Enttäuschung?

Bevan Calvert: Na klar, wir Australier wollten bei den WM in Katar spielen. Wir qualifizierten uns ja auch, aber dann wurde der Kontinentalverband Ozeanien, zu dem Australien ja gehört, von der IIHF (der Internationalen Handball-Föderation) doch nicht anerkannt. Dabei hatte man uns auf der offiziellen IIHF-Handballseite als WM-Teilnehmer schon gelistet. Aber vorbei. Die Enttäuschung war zunächst riesig, aber inzwischen ist die Sache abgehakt, wir blicken nach vorn. Frankreich wurde verdient Weltmeister und Deutschland hat sich in Katar ausgezeichnet präsentiert. Am Ende, nach vielen Turbulenzen, ist die Handball-Welt wieder in Ordnung.

Frage: Und wie sieht ein Tag für Dich in Schwerin aus?

Bevan Calvert: Ich arbeite ja zurzeit im Sportbereich des Schweriner Sportzentrums „belasso“, hier kann ich mein sportliches Wissen und meine sportlichen Erfahrungen gut einbringen. Dazu kommt natürlich das obligatorische Handball-Training und nicht zuletzt genieße ich ebenfalls die Kultur und Natur in Schwerin.

Frage: Vielleicht noch ein paar Worte zu Australien und zum dortigen Sport…

Bevan Calvert: Australien ist zwar keine große Handball-Nation, aber eine sehr erfolgreiche Sport-Nation. Bei uns sind nur einige Sportarten populärer, die in Deutschland nicht so im Fokus stehen, wie Kricket, die Beach-Sportarten, Rugby, Surfen, Rasen-Hockey, Rettungsschwimmen oder Segeln.

Frage: … und Boomerang-Weitwurf – oder?

Bevan Calvert: Das hätte ich fast vergessen!

Frage: Abschließend betrachtet, lernt also ein sturer Deutscher von den „australischen Känguruhs“ vor allem, dass man auch mit leerem Beutel „große Sprünge“ machen kann?

Bevan Calvert: Ja! Und das man nicht alles so verbissen sehen sollte…

Vielen Dank
Marko Michels

Nach oben scrollen